Der S. Fischer Verlag ist ein großes deutsches Verlagshaus, das seit 1962 als Geschäftsbereich der Verlagsgruppe Holtzbrinck agiert. Der Verlag wurde 1886 von Samuel Fischer in Berlin gegründet, hat aber heute seinen Sitz in Frankfurt am Main und zählt traditionell zu den renommiertesten Verlagen im deutschsprachigen Raum.
Inhalt
Programm
Von Anfang an veröffentlichte der Verleger zeitgenössische Autoren sowie Werke der Weltliteratur.
- 1898 erschien Thomas Manns Erstlingswerk Der kleine Herr Friedmann; 1901 folgte sein erster Roman Buddenbrooks.
- Weitere Autoren jener Jahre waren Otto Erich Hartleben, Felix Hollaender und Gabriele D'Annunzio.
- Kurz vor der Jahrhundertwende publizierte das Haus Ellen Keys Werk Das Jahrhundert des Kindes.
- 1901 rief der Fischer Verlag die Taschenbuchreihe Pantheon – eine Sammlung klassischer Werke – ins Leben, die zwischen 1960 und 1964 als Exemplar Classica fortgeführt wurde und Ausgaben von Brentano bis Shakespeare enthielt.
- Neben belletristischen Sammlungen erschienen auch wissenschaftliche Reihen wie Fischers technologische Bibliothek (1894-1913).
- Zu Beginn des Jahrhunderts widmete sich Fischer mehr und mehr der englischen Literatur und veröffentlichte Werke von Oscar Wilde, George Meredith und George Bernard Shaw.
- Die skandinavischen Autoren erhielten weiterhin durch Gustaf af Geijerstam und Björnstjerne Björnson Einzug in das Programm.
- Hermann Hesse war von 1904 bis 1950 Hausautor bei S. Fischer.
- Die angelsächsischen Autoren erhielten ab 1950 mehr und mehr Bedeutung für den Verlag, und Stücke von Tennessee Williams und Arthur Miller sowie die Einzelausgaben der Werke Virginia Woolfs wurden publiziert.
- Seit 1952 wurde das Verlagsprofil immer mehr von der Fischer Bücherei geprägt, die das Fischer Lexikon, Fischer Weltgeschichte und das Nachschlagewerk Der Fischer Weltalmanach beinhaltete.
- In den fünfziger Jahren begann das Haus, die Werke von Sigmund Freud einem breiten Publikum anzubieten.
- Mit der deutschsprachigen Ausgabe von Doktor Schiwago gelang S. Fischer 1958 der größte Bucherfolg überhaupt. Der Autor Boris Pasternak erhielt noch im selben Jahr den Literaturnobelpreis, den er jedoch auf Befehl der sowjetischen Regierung ablehnen musste.
- Gesamtausgaben erschienen u. a. von Hauptmann, Hofmannsthal, Dehmel und Ibsen.
Geschichte
Ursprünglich war der Verlag für naturalistische Literatur bekannt. Berühmte Autoren sind Gerhart Hauptmann und Thomas Mann, die beide den Nobelpreis für Literatur erhielten.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland floh die jüdische Familie des Inhabers Gottfried Bermann-Fischer und gründete in Wien eine Filiale ihres Verlages. Diejenigen, die in Berlin blieben, behielten den offiziellen Namen "S. Fischer Verlag" und wurden von Peter Suhrkamp geleitet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zwischen Suhrkamp und Fischer zu Streitigkeiten über die Zukunft des Verlags. Dies führte zu einer außergerichtlichen Einigung, die zu einer Art Halbierung des S. Fischer Verlags führte: Bermann-Fischer erhielt die Kontrolle von Peter Suhrkamp zurück, aber Suhrkamp gründete 1950 einen eigenen Suhrkamp Verlag, und die Autoren konnten sich aussuchen, in welchem Verlag sie künftig veröffentlicht werden wollten. Letztlich entschieden sich 33 der 48 Autoren, darunter Bertolt Brecht, Hermann Hesse, T. S. Eliot und George Bernard Shaw, für einen Wechsel zu Suhrkamp.
Zu den Imprints von Fischer gehören der Fischer Taschenbuch Verlag, der Argon Verlag und der Scherz Verlag. Heute gehört der S. Fischer Verlag, wie auch andere Verlage, wie Kindler, Rowohlt und Kiepenheuer & Witsch und Metzler, zur Verlagsgruppe Holtzbrinck. Holtzbrinck kaufte S. Fischer im Jahr 1963.
Project Gutenberg
Im Jahr 2015 verklagte der S. Fischer Verlag das US-amerikanische Project Gutenberg vor einem deutschen Gericht wegen der Verletzung des Urheberrechts an 18 Werken von Heinrich Mann, Thomas Mann und Alfred Döblin. Die Werke sind in den USA gemeinfrei, aber nach deutschem Recht noch urheberrechtlich geschützt. Dies war nur möglich, weil das deutsche Gericht internationale Verträge wie die Berner Übereinkunft ignorierte. Nach internationalem Recht hätte der Prozess in den USA und nicht in Deutschland stattfinden müssen, da der S. Fischer Verlag in den Vereinigten Staaten unter dem Namen Macmillan präsent ist, während Project Gutenberg in Deutschland keine Präsenz hat.
Im Februar 2018 reagierte Project Gutenberg auf das Urteil des deutschen Gerichts, indem es den gesamten Zugang zu Project Gutenberg von IP-Adressen in Deutschland blockierte, wodurch der gesamte Inhalt von Project Gutenberg für in Deutschland ansässige Personen unzugänglich wurde.
Literatur
- Florian Bruns: Gottfried Bermann Fischer. Bewahrer und Erneuerer des S. Fischer Verlags. Hentrich & Hentrich, Berlin 2020.
- Peter de Mendelssohn: S. Fischer und sein Verlag. Fischer, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-10-049401-6.
- Knut Beck (Hrsg.): 100 Jahre S. Fischer Verlag: 1886–1986. Eine Bibliographie. Fischer, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-10-021502-8.
- Reiner Stach (Hrsg.): 100 Jahre S. Fischer Verlag: 1886–1986. Kleine Verlagsgeschichte. Das Klassische Programm – Ein Lesebuch. Fischer, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-10-000035-8.
Weitere bekannte Verlage: