Der Nobelpreis für Literatur wird seit 1901 jährlich an einen Autor, der, wie es im Testament des schwedischen Industriellen Alfred Nobel heißt, „auf dem Gebiet der Literatur das hervorragendste Werk in einer idealistischen Richtung geschaffen hat“. Obwohl manchmal einzelne Werke als besonders bemerkenswert bezeichnet werden, wird der Preis für das Gesamtwerk eines Autors verliehen.
Nominierung
Die Schwedische Akademie gibt den Namen des Preisträgers Anfang Oktober bekannt. Er ist einer der 5 Nobelpreise, die 1895 von Alfred Nobel testamentarisch festgelegt wurden. Der Literaturpreis ist traditionell die letzte Auszeichnung, die bei der Nobelpreisverleihung vergeben wird. In einigen Fällen wurde die Verleihung auf das folgende Jahr verschoben, zuletzt 2018.
Bereits im November des Vorjahres bittet das Nobelkomitee knapp 700 Personen und Institutionen weltweit um Vorschläge für Kandidaten.
- bisherige Preisträger des Literaturnobelpreises
- Mitglieder der Schwedischen Akademie sowie anderer Akademien, Gesellschaften oder Institutionen, die in ihren Zielen und in ihrem Aufbau mit dieser vergleichbar sind
- Universitäts- und Hochschulprofessoren für Literatur beziehungsweise Linguistik
- Präsidenten von Schriftstellerverbänden, die für die Literaturproduktion ihres jeweiligen Landes repräsentativ sind.
Es ist nicht gestattet, sich selbst zu nominieren.
Preisträger
Die nachfolgende Liste enthält eine chronologische Übersicht aller Träger des Nobelpreises für Literatur und das jeweilige Land sowie wichtige Bücher der jeweiligen Autoren. Die Links zu den Personen verweisen auf die deutsche Wikipedia.
- 2024: Han Kang (*1970) aus Südkorea — Die Vegetarierin / Griechischstunden
- 2023: Jon Fosse (*1959) aus Norwegen — Morgen und Abend / Der andere Name
- 2022: Annie Ernaux (*1940) aus Frankreich — Erinnerung eines Mädchens / Die Jahre
- 2021: Abdulrazak Gurnah (*1948) aus Tansania — Das verlorene Paradies / Gravel Heart
- 2020: Louise Glück (*1943) aus den USA — Winterrezepte aus dem Kollektiv / Poems 1962-2012
- 2019: Peter Handke (*1942) aus Österreich — Die Obstdiebin oder Einfache Fahrt ins Landesinnere / Versuch über den Pilznarren
- 2018: Olga Tokarczuk (*1962) aus Polen — Die Jakobsbücher / Spiel auf vielen Trommeln
- 2017: Kazuo Ishiguro (*1954) aus Großbritannien — Alles, was wir geben mussten / Was vom Tage übrig blieb
- 2016: Bob Dylan (*1941) aus den USA — Lyrics: Sämtliche Songtexte 1962-2012 / Tarantel
- 2015: Swetlana Alexijewitsch (*1948) aus Weißrussland — Die letzten Zeugen: Kinder im Zweiten Weltkrieg / Seht mal, wie ihr lebt
- 2014: Patrick Modiano (*1945) aus Frankreich — Der Horizont / Im Café der verlorenen Jugend
- 2013: Alice Munro (*1931) aus China — Zu viel Glück / Der Traum meiner Mutter
- 2012: Mo Yan (*1955) aus China — Die Sandelholzstrafe / Das rote Kornfeld
- 2011: Tomas Tranströmer (1931-2015) aus Schweden — Die Erinnerungen sehen mich / Sämtliche Gedichte
- 2010: Mario Vargas Llosa (*1936) aus Peru/Spanien — Der Traum des Kelten / Tod in den Anden
- 2009: Herta Müller (*1953) aus Deutschland — Atemschaukel / Herztier
- 2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio (*1940) aus Frankreich/Mauritius — Wüste / Das Protokoll
- 2007: Doris Lessing (1919-2013) aus Großbritannien — Die Kluft / Das fünfte Kind
- 2006: Orhan Pamuk (*1952) aus der Türkei — Das neue Leben / Schnee
- 2005: Harold Pinter (1930-2008) aus Großbritannien — Die Zwerge / Mondlicht: und andere Stücke
- 2004: Elfriede Jelinek (*1946) aus Österreich — Die Klavierspielerin / Lust
- 2003: J. M. Coetzee (*1940) aus Südafrika — Warten auf die Barbaren / Schande
- 2002: Imre Kertész (1929-2016) aus Ungarn — Roman eines Schicksallosen / Dossier K.
- 2001: V. S. Naipaul (1932-2018) aus Großbritannien — An der Biegung des großen Flusses / Das Rätsel der Ankunft
- 2000: Gao Xingjian (*1940) aus Frankreich — Der Berg der Seele / Das Buch eines einsamen Menschen
- 1999: Günter Grass (1927-2015) aus Deutschland — Die Blechtrommel / Katz und Maus
- 1998: José Saramago (1922-2010) aus Portugal — Die Stadt der Blinden / Eine Zeit ohne Tod
- 1997: Dario Fo (1926-2016) aus Italien — Meine ersten sieben Jahre und ein paar dazu / Bezahlt wird nicht!
- 1996: Wisława Szymborska (1923-2012) aus Polen — Hundert Freuden / Der Augenblick Chwila
- 1995: Seamus Heaney (1939-2013) aus Irland — Die Amsel von Glanmore / Norden
- 1994: Kenzaburō Ōe (*1935) aus Japan — Eine persönliche Erfahrung / Stolz der Toten
- 1993: Toni Morrison (1931-2019) aus den USA — Home / Menschenkind
- 1992: Derek Walcott (1930-2017) aus St. Lucia — Weiße Reiher / Omeros
- 1991: Nadine Gordimer (1923-2014) aus Südafrika — Keine Zeit wie diese / Burgers Tochter
- 1990: Octavio Paz (1914-1998) aus Mexiko — Das Labyrinth der Einsamkeit / Suche nach einer Mitte
- 1989: Camilo José Cela (1916-2002) aus Spanien — Der Bienenkorb
- 1988: Nagib Mahfuz (1911-2006) aus Ägypten — Die Kinder unseres Viertels
- 1987: Joseph Brodsky (1940-1996) aus den USA — Ufer der Verlorenen
- 1986: Wole Soyinka (*1934) aus Nigeria — Ake. Eine Kindheit
- 1985: Claude Simon (1913-2005) aus Frankreich — Die Straße in Flandern
- 1984: Jaroslav Seifert (1901-1986) aus Tschechoslowakei — Alle Schönheit dieser Welt
- 1983: William Golding (1911-1993) aus Großbritannien — Herr der Fliegen
- 1982: Gabriel García Márquez (1927-2014) aus Kolumbien — Hundert Jahre Einsamkeit
- 1981: Elias Canetti (1905-1994) aus Großbritannien — Die Blendung
- 1980: Czesław Miłosz (1911-2004) aus Polen/USA — Die Straßen von Wilna
- 1979: Odysseas Elytis (1911-1996) aus Griechenland — Axion Esti
- 1978: Isaac Bashevis Singer (1902-1991) aus den USA — Eine Kindheit in Warschau
- 1977: Vicente Aleixandre (1898-1984) aus Spanien — Gesicht hinter Glas
- 1976: Saul Bellow (1915-2005) aus den USA — Herzog
- 1975: Eugenio Montale (1896-1981) aus Italien — Glorie des Mittags
- 1974: Harry Martinson (1904-1978) aus Schweden — Der Weg nach Glockenreich
- 1974: Eyvind Johnson (1900-1976) aus Schweden — Eine große Zeit
- 1973: Patrick White (1912-1990) aus Australien — Voss
- 1972: Heinrich Böll (1917-1985) aus Deutschland — Ansichten eines Clowns
- 1971: Pablo Neruda (1904-1973) aus Chile — Liebesgedichte
- 1970: Alexander Solschenizyn (1918-2008) aus der Sowjetunion — Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
- 1969: Samuel Beckett (1906-1989) aus Irland — Warten auf Godot
- 1968: Yasunari Kawabata (1899-1972) aus Japan — Schneeland
- 1967: Miguel Ángel Asturias (1899-1974) aus Guatemala — Don Nino oder Die Geographie der Träume
- 1966: Samuel Agnon (1888-1970) aus Israel —
- 1966: Nelly Sachs (1891-1970) aus Schweden —
- 1965: Michail Scholochow (1905-1984) aus der Sowjetunion —
- 1964: Jean-Paul Sartre (1905-1980) aus Frankreich — Das Spiel ist aus
- 1963: Giorgos Seferis (1900-1971) aus Griechenland — Ionische Reise
- 1962: John Steinbeck (1902-1968) aus den USA — Die Straße der Ölsardinen
- 1961: Ivo Andrić (1892-1975) aus Jugoslawien — Die Brücke über die Drina
- 1960: Saint-John Perse (1887-1975) aus Frankreich —
- 1959: Salvatore Quasimodo (1901-1968) aus Italien — Gesammelte Gedichte
- 1958: Boris Pasternak (1890-1960) aus der Sowjetunion — Doktor Shiwago
- 1957: Albert Camus (1913-1960) aus Frankreich — Die Pest
- 1956: Juan Ramón Jiménez (1881-1958) aus Spanien — Herz, stirb oder singe
- 1955: Halldór Laxness (1902-1998) aus Island — Das Fischkonzert
- 1954: Ernest Hemingway (1899-1961) aus den USA — Der alte Mann und das Meer
- 1953: Winston Churchill (1874-1965) aus Großbritannien — Der Zweite Weltkrieg
- 1952: François Mauriac (1885-1970) aus Frankreich —
- 1951: Pär Lagerkvist (1891-1974) aus Schweden — Barabbas
- 1950: Bertrand Russell (1872-1970) aus Großbritannien — Formen der Macht
- 1949: William Faulkner (1897-1962) aus den USA — Licht im August
- 1948: Thomas Stearns Eliot (1888-1965) aus Großbritannien — Das öde Land
- 1947: André Gide (1869-1951) aus Frankreich — Die Verliese des Vatikans
- 1946: Hermann Hesse (1877-1962) aus der Schweiz — Narziß und Goldmund
- 1945: Gabriela Mistral (1889-1957) aus Chile — Spürst du meine Zärtlichkeit?
- 1944: Johannes Vilhelm Jensen (1873-1950) aus Dänemark — Die Neue Welt
- 1939: Frans Eemil Sillanpää (1888-1964) aus Finnland — Menschen in der Sommernacht
- 1938: Pearl S. Buck (1892-1973) aus den USA — Die Frauen des Hauses Wu
- 1937: Roger Martin du Gard (1881-1958) aus Frankreich — Die Thibaults
- 1936: Eugene O'Neill (1888-1953) aus den USA —
- 1934: Luigi Pirandello (1867-1936) aus Italien — Meistererzählungen
- 1933: Iwan Bunin (1870-1953) - Staatenlos — Gespräch in der Nacht
- 1932: John Galsworthy (1867-1933) aus Großbritannien — Die Forsyte-Saga
- 1931: Erik Axel Karlfeldt (1864-1931) aus Schweden —
- 1930: Sinclair Lewis (1885-1951) aus den USA — Main Street
- 1929: Thomas Mann (1875-1955) aus Deutschland — Buddenbrooks / Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull
- 1928: Sigrid Undset (1882-1949) aus Norwegen — Kristin Lavranstochter
- 1927: Henri Bergson (1859-1941) aus Frankreich — Schöpferische Entwicklung
- 1926: Grazia Deledda (1871-1936) aus Italien — Schilf im Wind
- 1925: George Bernard Shaw (1856-1950) aus Großbritannien — Pygmalion
- 1924: Władysław Reymont (1867-1925) aus Polen — Polnische Bauernnovellen
- 1923: William Butler Yeats (1865-1939) aus Irland — Die geheime Rose
- 1922: Jacinto Benavente (1866-1954) aus Spanien — Der tugendhafte Glücksritter
- 1921: Anatole France (1844-1924) aus Frankreich — Die Götter dürsten
- 1920: Knut Hamsun (1859-1952) aus Norwegen — Segen der Erde
- 1919: Carl Spitteler (1845-1924) aus der Schweiz — Olympischer Frühling
- 1917: Karl Gjellerup (1857-1919) aus Dänemark — Der goldene Zweig
- 1917: Henrik Pontoppidan (1857-1943) aus Dänemark — Totenreich
- 1916: Verner von Heidenstam (1859-1940) aus Schweden — Karl der Zwölfte und seine Krieger
- 1915: Romain Rolland (1866-1944) aus Frankreich — Pierre und Luce
- 1913: Rabindranath Tagore (1861-1941) aus Britisch-Indien — Gitanjali
- 1912: Gerhart Hauptmann (1862-1946) aus Deutschland — Vor Sonnenaufgang
- 1911: Maurice Maeterlinck (1862-1949) aus Belgien — Maurice Maeterlinck
- 1910: Paul Heyse (1830-1914) aus Deutschland —
- 1909: Selma Lagerlöf (1858-1940) aus Schweden — Gösta Berling
- 1908: Rudolf Eucken (1846-1926) aus Deutschland — Der Sinn und Wert des Lebens
- 1907: Rudyard Kipling (1865-1936) aus Großbritannien — Das Dschungelbuch
- 1906: Giosuè Carducci (1835-1907) aus Italien — Gedichte
- 1905: Henryk Sienkiewicz (1846-1916) aus Polen — Durch Wüste und Wildnis
- 1904: José Echegaray (1832-1916) aus Spanien — Der große Kuppler
- 1904: Frédéric Mistral (1830-1914) aus Frankreich — Mireille meine Welt
- 1903: Bjørnstjerne Bjørnson (1832-1910) aus Norwegen — Der Bärenjäger
- 1902: Theodor Mommsen (1817-1903) aus Deutschland — Römische Geschichte
- 1901: Sully Prudhomme (1839-1907) aus Frankreich — Intimes Tagebuch
Statistiken
- Der erste Preisträger 1901 war der Franzose Sully Prudhomme.
- Der jüngste Preisträger war Rudyard Kipling, der 41 Jahre alt war, als er 1907 ausgezeichnet wurde.
- Die älteste Preisträgerin war Doris Lessing, die bei der Verleihung 2007 88 Jahre alt war.
- Bis einschließlich 2024 gibt es 29 englischsprachige Literaturnobelpreisträger, gefolgt von französischen mit 16 und deutschen mit 14 Preisträgern. Unter den Preisträgern waren Schriftsteller in 25 Sprachen.
- Bei einigen Gelegenheiten hat die verleihende Institution, die Schwedische Akademie, den Preis an ihre eigenen Mitglieder verliehen: 1916 an Verner von Heidenstam, 1931 posthum an Karlfeldt, 1951 an Pär Lagerkvist und 1974 gemeinsam an Eyvind Johnson und Harry Martinson. Selma Lagerlöf wurde 1914 zum Mitglied der Schwedischen Akademie gewählt, fünf Jahre nachdem sie 1909 den Nobelpreis erhalten hatte.
- Drei Schriftsteller haben den Preis abgelehnt: Erik Axel Karlfeldt im Jahr 1919, Boris Pasternak im Jahr 1958 (nach Angaben der Nobel-Stiftung "zunächst angenommen, später von den Behörden seines Landes (Sowjetunion) veranlasst, den Preis abzulehnen") und Jean-Paul Sartre im Jahr 1964.
- Viermal wurde der Preis zwischen zwei Personen geteilt. Siebenmal wurde er nicht verliehen (1914, 1918, 1935, 1940-1943).
- Der Nobelpreis für Literatur wurde zwischen 1901 und 2024 117 Mal an 121 Personen verliehen: 103 Männer und 18 Frauen.
- Achtmal wurde der Literaturnobelpreis an Deutsche verliehen: Theodor Mommsen (1902), Rudolf Eucken (1908), Paul Heyse (1910), Gerhart Hauptmann (1912), Thomas Mann (1929), Heinrich Böll (1972), Günter Grass (1999) und Herta Müller (2009).