Der Bertelsmann Verlag wurde 1835 von Carl Bertelsmann gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Bertelsmann unter der Führung von Reinhard Mohn von einem mittelständischen Unternehmen zu einem Multimedia-Konzern, der neben Büchern auch Fernsehen (RTL Group), Musik (BMG), Zeitschriften (Gruner + Jahr) und Dienstleistungen (Arvato) anbietet.
Bertelsmann ist ein nicht börsennotiertes und kapitalmarktorientiertes Unternehmen, das weiterhin hauptsächlich von der Familie Mohn kontrolliert wird und heute unter dem Namen Penguin Random House firmiert.
Inhalt
Programm
Das Programm umfasst literarische Werke und anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur sowie Sachbücher aus den Bereichen Politik, Kultur, Geschichte und Naturwissenschaften.
Geschichte
1835 - 1933
Die Keimzelle des Unternehmens ist der C. Bertelsmann Verlag, der am 1. Juli 1835 von Carl Bertelsmann in Gütersloh gegründet wurde. Carl Bertelsmann war ein Vertreter der Minden-Ravensberger Erweckungsbewegung, deren Schriften er herausgab. Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte der C. Bertelsmann Verlag rund 70 Mitarbeiter. Der ursprünglich auf theologische Literatur spezialisierte C. Bertelsmann Verlag erweiterte sein Verlagsprogramm um Schul- und Lehrbücher und stieg in den 1920er und 1930er Jahren zunehmend in den Bereich der Unterhaltungsliteratur ein.
1933 - 1945
Im nationalsozialistischen Deutschland erlangte der Verlag mit seinen preisgünstigen Bertelsmann-Volksausgaben eine herausragende Stellung, insbesondere Kriegsabenteuerbücher wie das Fliegerbuch von Werner von Langsdorff waren ein kommerzieller Erfolg.
Heinrich Mohn gehörte zum Fördererkreis der SS und versuchte, sein Unternehmen zu einem nationalsozialistischen Vorzeigebetrieb zu machen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der C. Bertelsmann Verlag zu einem führenden Zulieferer der Wehrmacht, er übertraf sogar Franz Eher, den Zentralverlag der NSDAP. Vor allem in den Jahren zwischen 1939 und 1941 stiegen die Einnahmen des C. Bertelsmann Verlags sprunghaft an. Jüdische Zwangsarbeiter wurden nicht in Gütersloh, sondern in Druckereien in Litauen eingesetzt, mit denen der C. Bertelsmann Verlag kooperierte. 1944 schloss die Reichsschrifttumskammer den Verlag, um alle Kräfte für den Sieg zu mobilisieren.
1945 – 1970
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich das Unternehmen gegenüber der Alliierten Kontrollbehörde als christlicher Verlag dar, der Teil des Widerstands gegen den Nationalsozialismus war und angeblich verfolgt wurde. Verbindungen zu nationalsozialistischen Organisationen wurden zunächst geleugnet. Nachdem bekannt wurde, dass falsche oder zumindest unzureichende Angaben gemacht worden waren, trat Heinrich Mohn als Verlagsleiter zurück.
Reinhard Mohn, einer seiner drei Söhne, übernahm den C. Bertelsmann Verlag, da Hans Heinrich Mohn im Krieg gefallen und Sigbert Mohn noch in Kriegsgefangenschaft war. 1947 erteilten die Alliierten dem Unternehmen schließlich eine Verlagslizenz. Nach der Währungsreform 1948 kam es zu einem Markteinbruch im Buchhandel, der auch für den C. Bertelsmann Verlag zur nächsten existenziellen Krise führte. Unter diesen Bedingungen führte Bertelsmann 1950 den sehr erfolgreichen Lesering (1954 eine Million Mitglieder, später in Buchclub umbenannt) ein, um den Absatz anzukurbeln. Die Kunden bestellten Bücher im Abonnement und erhielten im Gegenzug vergünstigte Preise. Das Geschäft verlagerte sich zunehmend vom Verlag auf den Verkauf von Büchern, was für das weitere Wachstum entscheidend war.
1959 erfolgte eine Umstrukturierung des C. Bertelsmann Verlags. Die theologische Literatur erschien fortan im neu gegründeten Gütersloher Verlagshaus, das mit dem Rufer Verlag zusammengelegt wurde. Belletristik, Lyrik und Kunstpublikationen wurden dem Sigbert Mohn Verlag unterstellt. Der C. Bertelsmann Verlag konzentrierte sich auf Sachbücher, insbesondere Wörterbücher, Ratgeber, Nachschlagewerke und Zeitschriften.
In den 1950er und 1960er Jahren weitete Bertelsmann seine Aktivitäten auf neue Geschäftsfelder aus. Im Jahr 1956 stieg das Unternehmen mit dem Bertelsmann Schallplattenring in den Musikmarkt ein. Zwei Jahre später wurde mit Ariola eines der erfolgreichsten deutschen Plattenlabels aus der Taufe gehoben und fast zeitgleich das Schallplattenpresswerk Sonopress gegründet. Mit dem Kommissionshaus Buch & Ton, aus dem die Vereinigte Verlagsauslieferung (VVA) hervorging, legte Bertelsmann den Grundstein für sein Dienstleistungsgeschäft. 1964 kaufte Bertelsmann die bereits zerschlagene UFA von der Deutschen Bank und baute seine Präsenz in Kino und Fernsehen aus.
1968 bündelte der Bertelsmann-Konzern seine Buchverlage in der Verlagsgruppe Bertelsmann. Der C. Bertelsmann Verlag wurde als selbstständiger Verlag des neuen Unternehmens weitergeführt.
1969 erwarb Bertelsmann Anteile am Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr. Eine damals ebenfalls geplante Fusion mit Axel Springer, für die vorübergehend ein Millionenkredit bei der Westdeutschen Landesbank aufgenommen worden war, scheiterte 1970.
Gleichzeitig kam es zu einer zunehmenden Sättigung des deutschen Marktes für den Bertelsmann Lesering, während die ausländischen Buchclubs den Löwenanteil des Umsatzes in diesem Unternehmensbereich erwirtschafteten.
1971 – 2001
Ab 1971 firmierte Bertelsmann als Aktiengesellschaft (AG). Die sich zunehmend diversifizierenden Buchverlage wurden Ende der 1960er Jahre in der Verlagsgruppe Bertelsmann gebündelt. Diese zog 1972 von Gütersloh nach München um. Wesentliche Bereiche blieben in Gütersloh. Es ist bis heute die Bertelsmann-Zentrale, das so genannte Bertelsmann Corporate Center.
Nach Übernahme des US-amerikanischen Verlags Random House wurde 2001 die Verlagsgruppe Bertelsmann in Verlagsgruppe Random House umbenannt, später dann in Penguin Random House.
Weitere bekannte Verlage:
- Penguin Random House
- C. Bertelsmann
- Ullstein
- Kiepenheuer & Witsch
- Holtzbrinck
- Droemer Knaur
- Dumont
- Goldmann
- Rowohlt
Literatur
- Thomas Lehning: Das Medienhaus: Geschichte und Gegenwart des Bertelsmann-Konzerns. Fink, Paderborn, München 2004, ISBN 3-7705-4035-2.
- Helen Müller (Hrsg.): 175 Jahre Bertelsmann: Eine Zukunftsgeschichte. Bertelsmann, München 2010, ISBN 978-3-570-10175-9.
- Norbert Frei, Saul Friedländer, Trutz Rendtorff, Reinhard Wittmann: Bertelsmann im Dritten Reich. Bertelsmann, München 2002, ISBN 3-570-00711-1.